Fesselnder Roman, der mich in eine Zeit voller Widersprüche und Veränderungen entführt
Buchdetails
Gebundenes Buch: 328 Seiten
Verlag: STROUX edition
Erscheinungsdatum: 13.03.2023
★★★★
*Meine Meinung*
Der Roman "Brockesstraße Beletage" von Anette
L. Dressler erzählt die bewegende Geschichte von Frieda Markuweit, einer
Kriegerwitwe, die aus Ostpreußen geflüchtet ist und im Jahr 1947 gegen ihren
Willen in die Wohnung von Alma Curtz, einer altansässigen Lübecker
Kriegerwitwe, in der Brockesstraße in Lübeck St. Lorenz Nord zwangseingewiesen
wird. Inmitten der Not und des Wiederaufbaus, während einer Zeit des Aufbruchs
und dem guten Gefühl des Lebens, werden die Konflikte beleuchtet, die sich
durch die unterschiedlichen Lebenswelten der beiden Frauen ergeben.
Der Roman zeigt eindrucksvoll die Spannungen und
Herausforderungen, die durch das Aufeinandertreffen zweier Frauen entstehen,
deren Lebenserfahrungen und Hintergründe stark voneinander abweichen. Während
Frieda mit den traumatischen Erfahrungen der Flucht und dem Verlust ihrer
Heimat zu kämpfen hat, muss Alma sich mit den alltäglichen Schwierigkeiten des
Nachkriegslebens in einer zerrütteten Gesellschaft auseinandersetzen.
Die Autorin beschreibt auf einfühlsame Weise sowohl die
individuellen Geschichten der beiden Frauen als auch die gesellschaftlichen
Umstände, die ihre Interaktionen beeinflussen. Dabei wird auch auf den
Zwiespalt zwischen Solidarität und Misstrauen eingegangen, der sich in der
Nachkriegszeit häufig bemerkbar macht. Gaunereien und Kleinkriminalität sind
weitere Elemente, die das Bild der Zeit prägen und die Konflikte zwischen
Frieda und Alma noch verstärken.
Durch ihren präzisen und lebendigen Schreibstil gelingt
es Anette L. Dressler, mich in die Geschichte hineinzuziehen und mit den
Emotionen und Herausforderungen der Protagonistinnen mitfiebern zu lassen. Es
ist kein Buch zum Schnellweglesen. Immer wieder muss ich das Buch beiseitelegen
und das Gelesene sacken lassen. Trotzdem will ich immer wissen, wie es mit den
beiden unterschiedlichen Frauen weitergeht.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und doch kann
ich mich in beide hineinversetzen. Die Geschichte wird abwechselnd von den
beiden Frauen erzählt, so ist der Leser ganz bei ihnen. Mir gefällt es gut,
dass Alma und Frieda sich nicht gleich mögen, sondern sich auch mit Argusaugen
betrachten. Nach und nach entsteht zwischen den beiden eine Beziehung auf
respektvoller Ebene. Und auch die Geschichte von Leni, Almas Freundin berührt
mich sehr. Zwar kommt ihr Mann aus der Gefangenschaft wieder, doch die Frage
ist wie. Dies wird hier gut beschrieben
*Fazit*
"Brockesstraße Beletage" ist ein fesselnder
Roman, der mich in eine Zeit voller Widersprüche und Veränderungen entführt und
zugleich die universellen Themen von Verständnis, Toleranz und Solidarität
behandelt. Auch wenn der Roman nicht immer leicht zu lesen war, hat er mir gut
gefallen.
Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung.
Mein Dank geht an STROUX edition, die mir das Buch als
Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Dies hat meine Meinung nicht
beeinflusst.
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