Dienstag, 29. Oktober 2019

Interview mit Jörg Rönnau

Auf dem 1. Rendsburger FrauenKrimiFestival habe ich Heike Stepprath, eine Bloggerin und eine Verlagsmitarbeiterin kennengelernt. Sie gab mir die Möglichkeit den historischen Kriminalroman "Der Käpt'n Jenseits der See" von Jörg Rönnau als Rezensionsexemplar zu lesen. Dieses Buch hat mir spannende Lesestunden bereitet. Anschließend habe ich mit dem Autor Jörg Rönnau ein Interview führen dürfen:




AS:       Was erfreut dein Herz? Was magst du gar nicht?

JR:       Da ich ein Mensch bin, der gerne lacht, gibt es so vieles, worüber ich mich freuen kann, oft auch schon über Kleinigkeiten und mag es nur eine kleine Blume im Garten sein. Aber richtige Freude empfinde ich am Meer. Wenn mir der Wind um die Ohren pfeift und ich die Weite des Horizonts sehe, wenn ich auf dem Deich über die See schaue und natürlich, wenn ich historische Segelschiffe sehe, die immer noch über die Weltmeere fahren, da geht mir das Herz auf. 
Was ich überhaupt nicht mag sind Engstirnigkeit, Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit und Populisten jeglicher Art.


AS:       Wofür bist du dankbar?

JR:       Für soooo viel! Aber am meisten dafür, dass es meiner Familie und mir gut geht und wir in einem freien, demokratischen Land ohne Krieg und Verfolgung leben dürfen. Und ich bin dankbar, dass ich seit über zwanzig Jahren einen wunderbaren Menschen an meiner Seite habe, meine Frau Iris.


AS:       Wie entstehen deine Ideen zu einem Buch? 

JR:       Eigentlich entstehen sie nicht, die kommen einfach und es gibt Momente, da habe ich innerhalb von Augenblicken eine ganze Story im Kopf. Das Schreiben dauert dann natürlich wesentlich länger. 😉 Ich glaube, mein Leben wird nicht ausreichen, um alle Ideen zu verwirklichen. 😉


AS:       Machst du dir Notizen? Wenn ja, in einem Notizbuch oder digital?

JR:       Ich habe immer und überall einen Notizblock dabei, ansonsten landen aber alle Ideen auf einer Cloud, damit ich von allen Geräten jederzeit darauf zugreifen kann.


AS:       Wie gestaltest du deine Recherchen? 

JR:       Recherche ist sehr wichtig und zeitintensiv, besonders wenn man, so wie ich, historische Romane schreibt. Da ist es mir wichtig, dass alle Fakten stimmen und zur damaligen Zeit passen. Dazu wälze ich massenhaft Geschichtsbücher, stelle Nachforschungen im Internet an, oder besuche Museen und historische Orte. Zudem macht mir Recherche kolossalen Spaß.


AS:       Hast du einen bestimmten Tagesablauf, wenn du schreibst? Wenn ja, zu welcher Tageszeit schreibst du am liebsten?

JR:       Was das betrifft bin ich ein absoluter Chaot. Tagesablauf und Struktur gibt es da nicht. Geschrieben wird, wenn geschrieben wird und dann auch zu jeder Tag und Nachtzeit. 


AS:       Hast du einen bestimmten Platz, an dem du immer schreibst?

JR:       Auch das ist unterschiedlich. Im Sommer gerne draußen im Garten oder an der Ostsee, ansonsten eher zurückgezogen und möglichst alleine, ohne Störungen.


AS:       Wie entstehen deine Geschichten, erst grob geplottet und dann ausgearbeitet? Oder gleich alles genau beschreiben? 

JR:       Der grobe Plott ist im Kopf und ich lege dann einfach los. Oft entwickeln sich die Geschichten allerdings von alleine, verselbstständigen sich und verlaufen ganz anders als ich zuerst dachte … dann schreibe nicht ich, sondern die Story schreibt durch mich. 


AS:       Schreibst du chronologisch oder immer an der Szene, die dir gerade einfällt?

JR:       Ich versuche möglichst chronologisch zu bleiben, aber auch hier schleicht sich oft mein eher chaotisches Wesen ein und ich muss die Story im Nachhinein ordnen. 😉


AS:       Ich liebe die Buch-Community und mag den Austausch mit anderen Lesern und Bloggern. Tauschst du dich mit anderen Autoren regelmäßig aus? Wenn ja, immer mit den gleichen, alles von einem Genre? 

JR:       Was das betrifft bin ich ein ziemlicher Eigenbrötler, fast schon ein Einzelgänger und mache eher was ich will. Allerdings bin ich seit ein paar Monaten Gründungsmitglied des „Kieler Krimi Kartell“, einer losen Gruppe von Autoren aus unserer schönen Landeshauptstadt Kiel und der Umgebung. Die meisten von ihnen schreiben Krimis und Spannungsliteratur. Wir treffen uns alle paar Wochen zu einem Stammtisch. Dort und tauschen wir uns aus, klönen und planen gemeinsame Projekte, wie Lesungen, dass macht großen Spaß. Bald wird es dazu auch eine eigene Webseite geben.


AS:       Ab und zu fällt es mir echt schwer, eine bestimmte Rezension zu schreiben. Irgendetwas blockiert mich da im Kopf. Natürlich kann ich mich nicht mit dir vergleichen, ich bin ja keine Schriftstellerin. Trotzdem meine Frage: Kennst du solche Schreibblockaden? Wenn ja, hast du da bestimmte Tricks, um sie zu umgehen?

JR:       Ich habe auch schon von Schreibblockaden gehört, hihi 😉. Bisher bin ich davon zum Glück verschont geblieben. Wenn ich anfange zu schreiben, sprudelt es meistens aus mir heraus und ich bin selbst oft erstaunt, was ich da so so alles fabriziert habe.


AS:       Ich kann mir gut vorstellen, dass dir deine Protagonisten sehr ans Herz wachsen, das geht mir ja schon beim Lesen so. Kannst du sie nach Beendigung des Buches gut loslassen oder spuken sie dir dann noch ständig weiter im Kopf rum?

JR:       Dazu kann ich nur sagen, Protagonisten sind fast so etwas wie gute Freunde, die ständig im Kopf herum spuken und weitere Geschichten erleben wollen. Loslassen kann ich sie aber gut!


AS:       Hast du beim Schreiben deiner Bücher eine genaue Vorstellung, wie deine Charaktere aussehen sollen?

JR:       Absolut! Es gibt für jeden Einzelnen ein genaues Bild.


AS:       Wenn dein Buch verfilmt werden würde, mit welchen Schauspielern würdest du die Rollen von Käpt'n Kröger und Wiebke Hansen besetzen?

JR:       Käpt’n Kröger würde ich, wenn er noch unter den Lebenden weilte, mit dem verstorbenen Hans Albers besetzten. Da das nicht geht, könnte ich mir heutzutage Axel Prahl, Peter Heinrich Brix oder Uwe Rohde vorstellen. Wiebke Hansen wäre eine gute Rolle für Nina Hoger oder Sabine Kaack.


AS:       Wird es zu diesem Buch eine Fortsetzung geben?

JR:       Nur indirekt. Momentan arbeite ich an einem weiteren historischen Roman, wobei es auch um die Geschichte der Seefahrt des beginnenden 20. Jahrhunderts geht. Dort tauchen Hannes Kröger, Bootsmann Otto Burmeister und die „Northern Clipper“ in einer Nebenrolle auf. 


AS:       Zum Schluss noch eine etwas ungewöhnliche Frage:
Wenn du dieses Buch in ähnlicher Weise in 100 Jahren nochmal schreiben könntest, welche Autoren aus unserer Gegenwart haben genauso spannende Geschichte und würden es in dein Buch schaffen?

JR:       Über diese Frage habe ich lange nachgedacht. Die alten Schriftsteller führten tatsächlich teilweise relativ abenteuerliche Leben. Viele von ihnen sind zur See gefahren oder haben an Expeditionen teilgenommen. Besonders die Biografien von Jack London, Mark Twain, Erskine Childers, Herman Melville oder Arthur Conan Doyle sind extrem abenteuerlich. Wahrscheinlich sind ihre Storys deswegen so gut, weil sie all dass, worüber sie schreiben, selbst erlebt haben. 
Heutzutage wüsste ich keinen Schriftsteller, der ähnliches erlebt hätte, wie die alten Haudegen der Abenteuer und Weltliteratur, aber ich lasse mich da auch gerne eines besseren belehren 😉

Ich bedanke mich ganz herzlich bei "Angéliques Leseecke" für das nette Interview. 


AS:       Auch ich bedanke mich bei Jörg Rönnau für dieses Interview. Es hat mir Spaß gemacht. 

 






Meine Rezension könnt hier nachlesen




Dienstag, 24. September 2019

Rezension zu "Die Totenkünstlerin" von Leonie Haubrich

Spannender Psychothriller, der mich von Anfang an gefesselt hat

*Klappentext*
Jeder Tod ist einzigartig. Das Foto, mit dem sie ihn festhält, muss Vergangenheit und Zukunft verbinden, den Moment in seiner Schönheit und seinem Schrecken festhalten. Gleichzeitig muss die Totenkünstlerin dafür sorgen, im Verborgenen zu bleiben. Jahrzehntelang ist ihr das gelungen.
Eigentlich wollte sie Ellen schon als Kind töten. Doch aus dem Kind, das sich nicht erinnern kann, ist eine junge Frau geworden, die nicht nur in alten Todesfällen gräbt, sondern der Wahrheit gefährlich nahekommt.
Das ruft die Totenkünstlerin erneut auf den Plan.

Montag, 9. September 2019

Rezension zu "Sister, Sister - Zwei Schwestern. Eine Wahrheit." von Sue Fortin

Wer lügt, wer sagt die Wahrheit, spannend, aber mit etlichen Längen

*Klappentext*
Zwei Schwestern. Eine erzählt die Wahrheit. Die andere ist eine Mörderin.

Eines wird Clare nie vergessen: den Tag, an dem ihr Vater ihre kleine Schwester Alice nach Amerika entführte. Nach zwanzig Jahren Ungewissheit kommt endlich ein Brief: Alice will ihre Familie wiedersehen. Überglücklich schließen sie die verloren Geglaubte in ihre Arme. Aber bald fallen Clare seltsame Dinge auf: Wieso trifft Alice heimlich Clares Chef? Was sucht sie nachts im Atelier von Clares Mann? Niemand nimmt ihre Bedenken ernst. Sie entdeckt, dass Alice ihre Kleider trägt – doch Alice behauptet, sie sei paranoid. Wer lügt, und wer sagt die Wahrheit? Eine von beiden spielt ein böses Spiel. Und jeder muss selbst entscheiden, wem er glaubt.