Auf dem 1. Rendsburger
FrauenKrimiFestival habe ich Heike Stepprath,
eine Bloggerin und eine Verlagsmitarbeiterin kennengelernt. Sie gab mir die
Möglichkeit den historischen Kriminalroman "Der Käpt'n Jenseits der See"
von Jörg Rönnau als Rezensionsexemplar zu lesen. Dieses Buch hat mir spannende
Lesestunden bereitet. Anschließend habe ich mit dem Autor Jörg Rönnau ein
Interview führen dürfen:
AS: Was erfreut dein Herz? Was magst du gar
nicht?
JR: Da ich ein Mensch bin, der gerne lacht,
gibt es so vieles, worüber ich mich freuen kann, oft auch schon über
Kleinigkeiten und mag es nur eine kleine Blume im Garten sein. Aber richtige
Freude empfinde ich am Meer. Wenn mir der Wind um die Ohren pfeift und ich die
Weite des Horizonts sehe, wenn ich auf dem Deich über die See schaue und
natürlich, wenn ich historische Segelschiffe sehe, die immer noch über die
Weltmeere fahren, da geht mir das Herz auf.
Was
ich überhaupt nicht mag sind Engstirnigkeit, Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit
und Populisten jeglicher Art.
AS: Wofür bist du
dankbar?
JR: Für soooo viel! Aber am meisten dafür,
dass es meiner Familie und mir gut geht und wir in einem freien, demokratischen
Land ohne Krieg und Verfolgung leben dürfen. Und ich bin dankbar, dass ich seit
über zwanzig Jahren einen wunderbaren Menschen an meiner Seite habe, meine Frau
Iris.
AS: Wie
entstehen deine Ideen zu einem Buch?
JR: Eigentlich entstehen sie nicht, die
kommen einfach und es gibt Momente, da habe ich innerhalb von Augenblicken eine
ganze Story im Kopf. Das Schreiben dauert dann natürlich wesentlich länger. 😉 Ich glaube, mein Leben wird nicht
ausreichen, um alle Ideen zu verwirklichen. 😉
AS: Machst
du dir Notizen? Wenn ja, in einem Notizbuch oder digital?
JR: Ich habe immer und überall einen
Notizblock dabei, ansonsten landen aber alle Ideen auf einer Cloud, damit ich
von allen Geräten jederzeit darauf zugreifen kann.
AS: Wie
gestaltest du deine Recherchen?
JR: Recherche ist sehr wichtig und
zeitintensiv, besonders wenn man, so wie ich, historische Romane schreibt. Da
ist es mir wichtig, dass alle Fakten stimmen und zur damaligen Zeit passen.
Dazu wälze ich massenhaft Geschichtsbücher, stelle Nachforschungen im Internet
an, oder besuche Museen und historische Orte. Zudem macht mir Recherche
kolossalen Spaß.
AS: Hast du
einen bestimmten Tagesablauf, wenn du schreibst? Wenn ja, zu welcher Tageszeit
schreibst du am liebsten?
JR: Was das betrifft bin ich ein absoluter
Chaot. Tagesablauf und Struktur gibt es da nicht. Geschrieben wird, wenn
geschrieben wird und dann auch zu jeder Tag und Nachtzeit.
AS: Hast du
einen bestimmten Platz, an dem du immer schreibst?
JR: Auch das ist unterschiedlich. Im Sommer
gerne draußen im Garten oder an der Ostsee, ansonsten eher zurückgezogen und
möglichst alleine, ohne Störungen.
AS: Wie
entstehen deine Geschichten, erst grob geplottet und dann ausgearbeitet? Oder
gleich alles genau beschreiben?
JR: Der grobe Plott ist im Kopf und ich lege
dann einfach los. Oft entwickeln sich die Geschichten allerdings von alleine,
verselbstständigen sich und verlaufen ganz anders als ich zuerst dachte … dann
schreibe nicht ich, sondern die Story schreibt durch mich.
AS: Schreibst
du chronologisch oder immer an der Szene, die dir gerade einfällt?
JR: Ich versuche möglichst chronologisch zu
bleiben, aber auch hier schleicht sich oft mein eher chaotisches Wesen ein und
ich muss die Story im Nachhinein ordnen. 😉
AS: Ich
liebe die Buch-Community und mag den Austausch mit anderen Lesern und Bloggern.
Tauschst du dich mit anderen Autoren regelmäßig aus? Wenn ja, immer mit den
gleichen, alles von einem Genre?
JR: Was das betrifft bin ich ein ziemlicher
Eigenbrötler, fast schon ein Einzelgänger und mache eher was ich will.
Allerdings bin ich seit ein paar Monaten Gründungsmitglied des „Kieler Krimi
Kartell“, einer losen Gruppe von Autoren aus unserer schönen Landeshauptstadt
Kiel und der Umgebung. Die meisten von ihnen schreiben Krimis und
Spannungsliteratur. Wir treffen uns alle paar Wochen zu einem Stammtisch. Dort
und tauschen wir uns aus, klönen und planen gemeinsame Projekte, wie Lesungen,
dass macht großen Spaß. Bald wird es dazu auch eine eigene Webseite geben.
AS: Ab und
zu fällt es mir echt schwer, eine bestimmte Rezension zu schreiben. Irgendetwas
blockiert mich da im Kopf. Natürlich kann ich mich nicht mit dir vergleichen,
ich bin ja keine Schriftstellerin. Trotzdem meine Frage: Kennst du solche
Schreibblockaden? Wenn ja, hast du da bestimmte Tricks, um sie zu umgehen?
JR: Ich habe auch schon von Schreibblockaden
gehört, hihi 😉. Bisher bin ich
davon zum Glück verschont geblieben. Wenn ich anfange zu schreiben, sprudelt es
meistens aus mir heraus und ich bin selbst oft erstaunt, was ich da so so alles
fabriziert habe.
AS: Ich
kann mir gut vorstellen, dass dir deine Protagonisten sehr ans Herz wachsen,
das geht mir ja schon beim Lesen so. Kannst du sie nach Beendigung des Buches
gut loslassen oder spuken sie dir dann noch ständig weiter im Kopf rum?
JR: Dazu kann ich nur sagen, Protagonisten
sind fast so etwas wie gute Freunde, die ständig im Kopf herum spuken und
weitere Geschichten erleben wollen. Loslassen kann ich sie aber gut!
AS: Hast du
beim Schreiben deiner Bücher eine genaue Vorstellung, wie deine Charaktere
aussehen sollen?
JR: Absolut! Es gibt für jeden Einzelnen ein
genaues Bild.
AS: Wenn
dein Buch verfilmt werden würde, mit welchen Schauspielern würdest du die
Rollen von Käpt'n Kröger und Wiebke Hansen besetzen?
JR: Käpt’n Kröger würde ich, wenn er noch
unter den Lebenden weilte, mit dem verstorbenen Hans Albers besetzten. Da das
nicht geht, könnte ich mir heutzutage Axel Prahl, Peter Heinrich Brix oder Uwe
Rohde vorstellen. Wiebke Hansen wäre eine gute Rolle für Nina Hoger oder Sabine
Kaack.
AS: Wird es
zu diesem Buch eine Fortsetzung geben?
JR: Nur indirekt. Momentan arbeite ich an
einem weiteren historischen Roman, wobei es auch um die Geschichte der Seefahrt
des beginnenden 20. Jahrhunderts geht. Dort tauchen Hannes Kröger, Bootsmann
Otto Burmeister und die „Northern Clipper“ in einer Nebenrolle auf.
AS: Zum Schluss noch
eine etwas ungewöhnliche Frage:
Wenn
du dieses Buch in ähnlicher Weise in 100 Jahren nochmal schreiben könntest,
welche Autoren aus unserer Gegenwart haben genauso spannende Geschichte und
würden es in dein Buch schaffen?
JR: Über diese Frage habe ich lange
nachgedacht. Die alten Schriftsteller führten tatsächlich teilweise relativ
abenteuerliche Leben. Viele von ihnen sind zur See gefahren oder haben an
Expeditionen teilgenommen. Besonders die Biografien von Jack London, Mark
Twain, Erskine Childers, Herman Melville oder Arthur Conan Doyle sind extrem
abenteuerlich. Wahrscheinlich sind ihre Storys deswegen so gut, weil sie all
dass, worüber sie schreiben, selbst erlebt haben.
Heutzutage
wüsste ich keinen Schriftsteller, der ähnliches erlebt hätte, wie die alten
Haudegen der Abenteuer und Weltliteratur, aber ich lasse mich da auch gerne
eines besseren belehren 😉
Ich
bedanke mich ganz herzlich bei "Angéliques Leseecke" für das nette
Interview.
AS: Auch ich bedanke mich bei Jörg Rönnau für dieses Interview. Es hat mir Spaß gemacht.
Meine Rezension könnt hier nachlesen
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