Samstag, 13. Januar 2024

Blogtour - Als der Sturm kam - THW/SAR + Rezension

Im Rahmen einer Blogtour habe ich mich mit der Sturmflut in Hamburg von 1962 näher auseinander gesetzt. Ganz schön heftig, was dort alles passiert ist.

 

Aber ich will nicht vorgreifen…

Mit 5 anderen Bloggern durfte ich das Buch "Als der Sturm kam" von Anja Marschall lesen und besprechen. Erschienen ist es am 11.01.2024 im Piper Verlag. Zu verschiedenen Themen hat jeder einzelne an einem Tag berichtet.

Hier unser Fahrplan:

08.01.2024        Naturereignis Sturmflut    bei    Kerstins Kartenwerkstatt

09.01.2024        Schauplatz Wilhemsburg    bei    Bücherheike

10.01.2024        Podcast    bei    Frau Goethe liest

11.01.2024        Charaktere    bei    Ullas Leseecke                 

12.01.2024        Krisenstab 1962    bei    Elizas Bücherparadies

und zu guter Letzt meinen Beitrag zu

13.01.2024        THW/SAR



In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 stieg das Wasser immer weiter, der Orkan Vincinette wurde immer heftiger. Sogar bei Ebbe konnte das Wasser nicht ablaufen. In den 60er Jahren gab es die moderne Informationstechnik noch nicht und die Menschen in betroffenen Gebieten konnten nicht so informiert werden, wie es vielleicht heute geschehen würde. Auch waren die verschiedenen Behörden und Organisationen nicht untereinander vernetzt.

 

Hier habe ich noch ein paar harte Fakten bevor auf die Retter näher eingehe:

*         es gab zwar eine Sturmwarnung, aber von Hamburg war keine Rede

*         in der Nacht zum 17.02.1962 wurde eine Windgeschwindigkeit von bis zu 12 Bft. (Beaufort)   gemessen

*         Hamburg hatte 120.000 Sandsäcke vorrätig, die bei weitem nicht ausreichten

*         kurz nach Mitternacht bricht ein Deich nach dem anderen, insgesamt waren es 60

*         die Hilfsbereitschaft der Hamburger ist groß, in der Nacht wuchs die Zahl schnell von 1.500 Helfern auf 26.000 und sie sank auch nicht in den nächsten Tagen

*         1/6 von Hamburg stand unter Wasser

*         es gibt insgesamt 340 Tote, in Hamburg allein waren es 315, davon 9 helfende Soldaten und 5 zivile Helfer

*         60.000 Menschen verlieren in Hamburg ihr zuhause

 

Am 16.02.1962 wurden die Feuerwehr, das Rote Kreuz, die Bundeswehr, die Polizei und auch der THW schon Alarmbereitschaft gesetzt. In meinem Beitrag möchte ich auf zwei dieser Helfer eingehen, dem THW und dem SAR (Search and Rescue) der Bundeswehr.

 

Der Sturm kam in der Nacht zum 17.02.1962 zum Höhepunkt, die Deiche brachen. Der Strom fiel aus und die Menschen konnten nicht mehr über Rundfunk oder Fernsehen gewarnt werden. Doch auch Sirenen, Warnschüssen und Kirchenglocken halfen nichts, da der Sturm alles übertönte. So halfen die Menschen intuitiv und taten alles, was in ihrer Macht stand. Genau wie auch der THW, zuerst hat er Sandsäcke befüllt und sie zu den Stellen gebracht, wo sie benötigt wurden. Auch wurden umgestürzte Bäume aus dem Weg geräumt. Immer mehr Menschen, es waren tausende, wurden vom Wasser eingeschlossen und saßen in ihren Wohnungen fest. Sie gingen in die oberen Stockwerke oder sogar aufs Dach. Nun musste gehandelt werden. Die Helfer wurden kreativ, es wurden Schlauchboote geholt, aus großen Tonnen wurden Flöße gebaut. So konnten nach und nach die Menschen von den Dächern gerettet werden. Hier war der THW auch mit an vorderster Front. Freiwille Helfer wurden zum THW geschickt, dort bekamen sie eine Schnelleinweisung und einen "alten Hasen" an die Seite gesetzt und konnten helfen.

In dieser Nacht war noch nichts organisiert und man konnte auch noch nicht das große Ausmaß der Sturmflut erkennen.

 

Am nächsten Morgen nahm dann der Polizeisenator Helmut Schmidt die Organisation in die Hand und forderte von überall Hilfe an, sogar aus dem Ausland.

Er setzt das Flugverbot für die Helikopter außer Kraft, schnell kommen sie aus Celle, Rheine und Bückeburg. Einen fordert er für sich an, da Helmut Schmidt sich einen Überblick über das ganze Ausmaß verschaffen wollte. Dazu gibt es auch eine kleine Anekdote… aber ich will ja nicht zu viel verraten.

100.000 Menschen sind vom Wasser eingeschlossen. Sie sitzen auf Dächern, auf Bäumen, treiben auf Türen oder ähnlichem. Mittels den Helikoptern konnten sie nun gerettet oder wenigstens dem Nötigsten versorgt werden. Die Einsätze sind lebensgefährlich, da oft wenig Abstand zu Wänden oder Stromleitungen war. Auch stürmte es weiterhin, zwar nicht mehr so stark, aber trotzdem konnten die Böen lebensgefährlich sein. Die Soldaten in den Hubschraubern wurden auch fliegende Engel genannt.

 

Hier noch ein paar weitere Fakten:

*         40.000 Bundeswehrsoldaten helfen mittels Fahrzeugen, Booten und Hubschraubern

*         150 Hubschrauber der Bundeswehr

*         40 Hubschrauber der Air Force

*         helfende Hände und verschiedene Fahrzeuge aus Belgien, den Niederlanden, Dänemark, Großbritannien und den USA

*         über 25.000 zivile Helfer der Bundeswehr, des THWs, des Deutschen Roten Kreuzes, des DRLG

*         14.000 Soldaten Bundeswehr sowie NATO-Truppen

*         25.000 tote Tiere

 

Am Sonntag wurden dann auch noch die Berufstaucher geholt, sie mussten die toten Menschen aus den Häusern bergen. Hier ist auch Eile angesagt, da Seuchengefahr besteht.

 

In der Geschichte von Anja Marschall hat sie die Rettungsmaßnahmen vom THW und SAR mittels zwei fiktive Charaktere erzählt: Dirk Krämer - THW und Georg Hagemann - SAR-Pilot

 

Dem selbstlosen Einsatz der vielen tausend Helfern ist es zu verdanken, dass bei diese Sturmflut nicht wesentlich mehr Menschen starben. 

 

Ich könnte noch stundenlang weitererzählen, aber vielleicht wollt ihr auch endlich meine Meinung zu diesem Buch wissen.



Buchdetails

Ausgabe: Taschenbuch

Umfang: 448 Seiten

Verlag: Piper

Erscheinungsdatum: 11.01.2024

Teil 2 der Reihe "Schicksalsmomente der Geschichte"


★★★★★




*Klappentext (teilweise übernommen)*

Deiche brechen im Minutentakt, Straßen werden zu reißenden Flüssen, Menschen sind vom Wasser eingeschlossen. Es ist die Stunde der Wahrheit.

 

Als die Flutkatastrophe über Hamburg hereinbricht, wird die Schreibkraft Marion der Leitung von Polizeisenator Helmut Schmidt unterstellt. Ein Krisenstab muss eingerichtet, NATO-Verbündete um Hilfe gebeten, Hubschraubereinsätze geplant werden. Marion kämpft gegen Müdigkeit und hat Angst um ihre bettlägerige Mutter, die mitten im überfluteten Gebiet von Wilhelmsburg in einer Gartenkolonie wohnt. Zur gleichen Zeit versucht der Hubschrauberpilot Hermann unter Einsatz seines Lebens, die Menschen von den Dächern ihrer Häuser zu retten. Die Nacht ist eiskalt, und das Wasser steigt noch immer …

 

*Meine Meinung*

"Als der Sturm kam" von Anja Marschall ist ein beeindruckendes Werk über die furchtbare Sturmflut 1962 in Hamburg. Beim Lesen spürt man sofort, dass die Autorin sich in dieses Thema sehr gut eingearbeitet und genauestens recherchiert hat. Sie hat die knallharten Fakten mit einer fiktiven Geschichte kombiniert und mir diese drei Tage anschaulich und emotional nah gebracht. Im Mittelpunkt stehen verschiedene Menschen, die unterschiedliche Schicksale haben.

Ich liebe den Schreibstil der Autorin, er ist leicht und locker, spannend und fesselnd, lässt mich träumen, bringt mich zum Nachdenken und manchmal fließen auch die Tränen. Ich kenne ihre Hauke Sötje Reihe, die spannend und fesselnd ist, ihre Töchter der Speicherstadt-Reihe, die faszinierend ist und natürlich ihre Weihnachtsromane, die berührend und magisch sind.

Gleich mit den ersten Worten, hat mich Anja Marschall in den Bann gezogen, ich habe das Buch an einem Tag gelesen.

 

Die Charaktere sind lebendig und authentisch beschrieben, Marion Klinger hat mein Herz im Sturm erobert. Sie ist eine junge Frau, die mit ihrer pflegebedürftigen Mutter in einer Laubenkolonie in Wilhemsburg wohnt. Diese macht ihr ständig Vorwürfe, dass sie sich endlich einen Mann suchen und heiraten soll. Doch Marions große Liebe ist mit einer anderen Frau verheiratet. Trotzdem meistert sie ihren Alltag. Sie ist eine selbstbewusste und eigenständige Frau, die allein für ihren Lebensunterhalt aufkommt und auch stolz darauf ist. Als Marion in der Nacht von der Sturmflut hört, will sich gleich helfen und begibt sich zur ihrer Arbeitsstelle der Polzeistation. Dort bekommt sie mit, wie unstrukturiert die Menschen dort mit der Situation umgehen. Ihre Anmerkungen und Vorschläge werden zuerst nicht beachtet, als dann doch jemand sie ernst nimmt, bekommt sie eine neue Aufgabe, mit der sie schnell zurecht kommt. Ich kann mich gut in sie hineinversetzen, ihre Ängste und Hoffnung kann ich direkt spüren.

Wer mir auch noch ans Herz gewachsen ist, Georg Hagemann, ein Hubschrauberpilot der SAR vom Stützpunkt Fassberg. Er ist ein junger Mann, der beruflichen Träume und Ziele hat, die er umsetzen möchte. Doch das Leben kommt dazwischen und seine Träume stehen auf wackeligen Beinen. Seine Freundin ist schwanger und absolut nicht begeistert, dass er bei der Bundeswehr ist. Seine Hoffnung schwinden. Sein Dilemma kann ich direkt spüren und habe mit ihm gelitten. Als es dann losgeht mit den Einsätzen, habe ich ihm über die Schulter geschaut und bin mitten im Geschehen.  

 

Und auch die vielem anderen Charaktere sind gut beschrieben und runden die Geschichte ab. Es kommen neben den fiktiven Menschen auch reale Personen vor, wie z.B. der Polizeisenator Helmut Schmidt, der Hamburger Bürgermeister Paul Nevermann oder der Polizeirat Martin Ledin.

 

Mit diesem Buch hat mir die Autorin Anja Marschall die Sturmflut näher. Mit Erschrecken habe ich gelesen, wie es den Menschen in dieser Zeit erging und was für Ängste und Nöte sie ausstehen mussten. Als Leser ist man mittendrin.

 

*Fazit*

"Als der Sturm kam" ist ein faszinierendes Buch, indem die verheerende Sturmflut von 1962 in Hamburg näher beschrieben wird. Die harte Realität dieser drei Tage wird mittels fiktiven Charakteren anschaulich und fesselnd beschrieben. Wer Geschichten liebt, die auf einer wahren Begebenheit beruhen, ist hier genau richtig. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne.

 

Mein Dank geht an Anja Marschall und dem Piper Verlag, die mir das Taschenbuch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.


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