Im Rahmen einer Blogtour habe ich mich mit der Sturmflut in Hamburg von 1962 näher auseinander gesetzt. Ganz schön heftig, was dort alles passiert ist.
Aber ich will nicht vorgreifen…
Mit 5 anderen Bloggern durfte ich das Buch "Als der
Sturm kam" von Anja Marschall lesen und besprechen. Erschienen ist es am
11.01.2024 im Piper Verlag. Zu verschiedenen Themen hat jeder einzelne an einem
Tag berichtet.
Hier unser Fahrplan:
08.01.2024 Naturereignis Sturmflut bei Kerstins Kartenwerkstatt
09.01.2024 Schauplatz Wilhemsburg bei Bücherheike
10.01.2024 Podcast bei Frau Goethe liest
11.01.2024 Charaktere bei Ullas Leseecke
12.01.2024 Krisenstab
1962 bei Elizas Bücherparadies
und zu guter Letzt meinen Beitrag zu
13.01.2024 THW/SAR
In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 stieg das
Wasser immer weiter, der Orkan Vincinette wurde immer heftiger. Sogar bei Ebbe
konnte das Wasser nicht ablaufen. In den 60er Jahren gab es die moderne
Informationstechnik noch nicht und die Menschen in betroffenen Gebieten konnten
nicht so informiert werden, wie es vielleicht heute geschehen würde. Auch waren
die verschiedenen Behörden und Organisationen nicht untereinander vernetzt.
Hier habe ich noch ein paar harte Fakten bevor auf die
Retter näher eingehe:
*
es gab zwar eine Sturmwarnung, aber von Hamburg
war keine Rede
*
in der Nacht zum 17.02.1962 wurde eine
Windgeschwindigkeit von bis zu 12 Bft. (Beaufort) gemessen
*
Hamburg hatte 120.000 Sandsäcke vorrätig, die
bei weitem nicht ausreichten
*
kurz nach Mitternacht bricht ein Deich nach dem
anderen, insgesamt waren es 60
*
die Hilfsbereitschaft der Hamburger ist groß, in
der Nacht wuchs die Zahl schnell von 1.500 Helfern auf 26.000 und sie sank auch
nicht in den nächsten Tagen
*
1/6 von Hamburg stand unter Wasser
*
es gibt insgesamt 340 Tote, in Hamburg allein
waren es 315, davon 9 helfende Soldaten und 5 zivile Helfer
*
60.000 Menschen verlieren in Hamburg ihr zuhause
Am 16.02.1962 wurden die Feuerwehr, das Rote Kreuz, die
Bundeswehr, die Polizei und auch der THW schon Alarmbereitschaft gesetzt. In
meinem Beitrag möchte ich auf zwei dieser Helfer eingehen, dem THW und dem SAR
(Search and Rescue) der Bundeswehr.
Der Sturm kam in der Nacht zum 17.02.1962 zum Höhepunkt,
die Deiche brachen. Der Strom fiel aus und die Menschen konnten nicht mehr über
Rundfunk oder Fernsehen gewarnt werden. Doch auch Sirenen, Warnschüssen und
Kirchenglocken halfen nichts, da der Sturm alles übertönte. So halfen die
Menschen intuitiv und taten alles, was in ihrer Macht stand. Genau wie auch der
THW, zuerst hat er Sandsäcke befüllt und sie zu den Stellen gebracht, wo sie
benötigt wurden. Auch wurden umgestürzte Bäume aus dem Weg geräumt. Immer mehr
Menschen, es waren tausende, wurden vom Wasser eingeschlossen und saßen in
ihren Wohnungen fest. Sie gingen in die oberen Stockwerke oder sogar aufs Dach.
Nun musste gehandelt werden. Die Helfer wurden kreativ, es wurden Schlauchboote
geholt, aus großen Tonnen wurden Flöße gebaut. So konnten nach und nach die
Menschen von den Dächern gerettet werden. Hier war der THW auch mit an
vorderster Front. Freiwille Helfer wurden zum THW geschickt, dort bekamen sie
eine Schnelleinweisung und einen "alten Hasen" an die Seite gesetzt
und konnten helfen.
In dieser Nacht war noch nichts organisiert und man
konnte auch noch nicht das große Ausmaß der Sturmflut erkennen.
Am nächsten Morgen nahm dann der Polizeisenator Helmut
Schmidt die Organisation in die Hand und forderte von überall Hilfe an, sogar
aus dem Ausland.
Er setzt das Flugverbot für die Helikopter außer Kraft,
schnell kommen sie aus Celle, Rheine und Bückeburg. Einen fordert er für sich
an, da Helmut Schmidt sich einen Überblick über das ganze Ausmaß verschaffen
wollte. Dazu gibt es auch eine kleine Anekdote… aber ich will ja nicht zu viel
verraten.
100.000 Menschen sind vom Wasser eingeschlossen. Sie
sitzen auf Dächern, auf Bäumen, treiben auf Türen oder ähnlichem. Mittels den
Helikoptern konnten sie nun gerettet oder wenigstens dem Nötigsten versorgt werden.
Die Einsätze sind lebensgefährlich, da oft wenig Abstand zu Wänden oder
Stromleitungen war. Auch stürmte es weiterhin, zwar nicht mehr so stark, aber
trotzdem konnten die Böen lebensgefährlich sein. Die Soldaten in den
Hubschraubern wurden auch fliegende Engel genannt.
Hier noch ein paar weitere Fakten:
*
40.000 Bundeswehrsoldaten helfen mittels
Fahrzeugen, Booten und Hubschraubern
*
150 Hubschrauber der Bundeswehr
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40 Hubschrauber der Air Force
*
helfende Hände und verschiedene Fahrzeuge aus
Belgien, den Niederlanden, Dänemark, Großbritannien und den USA
*
über 25.000 zivile Helfer der Bundeswehr, des
THWs, des Deutschen Roten Kreuzes, des DRLG
*
14.000 Soldaten Bundeswehr sowie NATO-Truppen
*
25.000 tote Tiere
Am Sonntag wurden dann auch noch die Berufstaucher
geholt, sie mussten die toten Menschen aus den Häusern bergen. Hier ist auch
Eile angesagt, da Seuchengefahr besteht.
In der Geschichte von Anja Marschall hat sie die
Rettungsmaßnahmen vom THW und SAR mittels zwei fiktive Charaktere erzählt: Dirk
Krämer - THW und Georg Hagemann - SAR-Pilot
Dem selbstlosen Einsatz der vielen tausend Helfern ist es
zu verdanken, dass bei diese Sturmflut nicht wesentlich mehr Menschen
starben.
Ich könnte noch stundenlang weitererzählen, aber
vielleicht wollt ihr auch endlich meine Meinung zu diesem Buch wissen.
Buchdetails
Ausgabe: Taschenbuch
Umfang: 448 Seiten
Verlag: Piper
Erscheinungsdatum: 11.01.2024
Teil 2 der Reihe "Schicksalsmomente
der Geschichte"
*Klappentext (teilweise übernommen)*
Deiche brechen im Minutentakt, Straßen werden zu
reißenden Flüssen, Menschen sind vom Wasser eingeschlossen. Es ist die Stunde
der Wahrheit.
Als die Flutkatastrophe über Hamburg hereinbricht, wird
die Schreibkraft Marion der Leitung von Polizeisenator Helmut Schmidt
unterstellt. Ein Krisenstab muss eingerichtet, NATO-Verbündete um Hilfe
gebeten, Hubschraubereinsätze geplant werden. Marion kämpft gegen Müdigkeit und
hat Angst um ihre bettlägerige Mutter, die mitten im überfluteten Gebiet von
Wilhelmsburg in einer Gartenkolonie wohnt. Zur gleichen Zeit versucht der
Hubschrauberpilot Hermann unter Einsatz seines Lebens, die Menschen von den Dächern
ihrer Häuser zu retten. Die Nacht ist eiskalt, und das Wasser steigt noch immer
…
*Meine Meinung*
"Als der Sturm kam" von Anja Marschall ist ein
beeindruckendes Werk über die furchtbare Sturmflut 1962 in Hamburg. Beim Lesen
spürt man sofort, dass die Autorin sich in dieses Thema sehr gut eingearbeitet
und genauestens recherchiert hat. Sie hat die knallharten Fakten mit einer
fiktiven Geschichte kombiniert und mir diese drei Tage anschaulich und emotional
nah gebracht. Im Mittelpunkt stehen verschiedene Menschen, die unterschiedliche
Schicksale haben.
Ich liebe den Schreibstil der Autorin, er ist leicht und
locker, spannend und fesselnd, lässt mich träumen, bringt mich zum Nachdenken
und manchmal fließen auch die Tränen. Ich kenne ihre Hauke Sötje Reihe, die
spannend und fesselnd ist, ihre Töchter der Speicherstadt-Reihe, die faszinierend
ist und natürlich ihre Weihnachtsromane, die berührend und magisch sind.
Gleich mit den ersten Worten, hat mich Anja Marschall in
den Bann gezogen, ich habe das Buch an einem Tag gelesen.
Die Charaktere sind lebendig und authentisch beschrieben,
Marion Klinger hat mein Herz im Sturm erobert. Sie ist eine junge Frau, die mit
ihrer pflegebedürftigen Mutter in einer Laubenkolonie in Wilhemsburg wohnt. Diese
macht ihr ständig Vorwürfe, dass sie sich endlich einen Mann suchen und
heiraten soll. Doch Marions große Liebe ist mit einer anderen Frau verheiratet.
Trotzdem meistert sie ihren Alltag. Sie ist eine selbstbewusste und eigenständige
Frau, die allein für ihren Lebensunterhalt aufkommt und auch stolz darauf ist.
Als Marion in der Nacht von der Sturmflut hört, will sich gleich helfen und
begibt sich zur ihrer Arbeitsstelle der Polzeistation. Dort bekommt sie mit,
wie unstrukturiert die Menschen dort mit der Situation umgehen. Ihre Anmerkungen
und Vorschläge werden zuerst nicht beachtet, als dann doch jemand sie ernst nimmt,
bekommt sie eine neue Aufgabe, mit der sie schnell zurecht kommt. Ich kann mich
gut in sie hineinversetzen, ihre Ängste und Hoffnung kann ich direkt spüren.
Wer mir auch noch ans Herz gewachsen ist, Georg Hagemann,
ein Hubschrauberpilot der SAR vom Stützpunkt Fassberg. Er ist ein junger Mann,
der beruflichen Träume und Ziele hat, die er umsetzen möchte. Doch das Leben
kommt dazwischen und seine Träume stehen auf wackeligen Beinen. Seine Freundin
ist schwanger und absolut nicht begeistert, dass er bei der Bundeswehr ist. Seine
Hoffnung schwinden. Sein Dilemma kann ich direkt spüren und habe mit ihm
gelitten. Als es dann losgeht mit den Einsätzen, habe ich ihm über die Schulter
geschaut und bin mitten im Geschehen.
Und auch die vielem anderen Charaktere sind gut
beschrieben und runden die Geschichte ab. Es kommen neben den fiktiven Menschen
auch reale Personen vor, wie z.B. der Polizeisenator Helmut Schmidt, der
Hamburger Bürgermeister Paul Nevermann oder der Polizeirat Martin Ledin.
Mit diesem Buch hat mir die Autorin Anja Marschall die Sturmflut
näher. Mit Erschrecken habe ich gelesen, wie es den Menschen in dieser Zeit
erging und was für Ängste und Nöte sie ausstehen mussten. Als Leser ist man
mittendrin.
*Fazit*
"Als der Sturm kam" ist ein faszinierendes Buch,
indem die verheerende Sturmflut von 1962 in Hamburg näher beschrieben wird. Die
harte Realität dieser drei Tage wird mittels fiktiven Charakteren anschaulich
und fesselnd beschrieben. Wer Geschichten liebt, die auf einer wahren Begebenheit
beruhen, ist hier genau richtig. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und
5 Sterne.
Mein Dank geht an Anja Marschall und dem Piper Verlag,
die mir das Taschenbuch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.
Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.
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