Wie man mit dem Vergessen auch umgehen kann, einfühlsam und humorvoll
Buchdetails
Ausgabe: Gebundenes Buch
Umfang: 320 Seiten
Verlag: ROWOHLT Kindler
Erscheinungsdatum: 16.07.2024
★★★★,5
Hubert ist 86 Jahre alt und leidet an Demenz, so langsam
verliert er seine Erinnerungen. Seine Tochter stellt die Pflegekraft Ewa ein.
Außerdem besucht die 15jährige Linda ihn dreimal in der Woche, um Ewa zu entlasten.
Sie denkt sich verschieden Aktivitäten aus, um die Erinnerungen von Hubert lebendig
zu halten. Linda trägt sich mit dem Gedanken, vor ein Auto zu laufen. Doch der
Gedanke an Hubert und auch an ihren besten Freund Kevin hält sie davon ab.
*Meine Meinung*
"Der Bademeister ohne Himmel" von Petra Pellini
ist ein einfühlsamer Roman, bei dem es um das Vergessen, dem Loslassen, dem
Erwachsenwerden und einer besonderen Freundschaft geht. Der Schreibstil der
Autorin ist ungewöhnlich, auf der einen Seite ist er sehr einfühlsam und
emotional ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken und auf der anderen Seite
ist er humorvoll ohne pietätlos zu sein, gerade weil es hier auch um ein ernstes
Thema geht.
Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, Hubert war
einmal Bademeister und bei ihm ist nie ein Kind ertrunken. Seine Frau Rosalie
ist seit einigen Jahren bereits tot. Und trotzdem hängt ihr Mantel weiterhin an
der Garderobe. Solche kleine Schrulligkeiten liebe ich. Hubert erinnert mich an
meine Oma, die mit 80 Jahren auch an Demenz erkrankt ist. Es gab viele Parallelen
und so ist Hubert mir schnell ans Herz gewachsen.
Linda ist ein toller Teenager, die sich sehr erwachsen
verhält, aber ich habe auch das Gefühl, dass sie irgendetwas in ihrem Leben
vermisst. Als sie zu Beginn von ihren Selbstmordabsichten erzählt, hat es mich erst
ziemlich erschreckt. Sie will einfach vor ein Auto laufen... Doch Kevin ihr gleichaltriger
Freund und Hubert halten sie zum Glück davon ab. Ich kenne solche Gedanken. Es
gab eine Zeit in meinem Erwachsenendasein, da war alles nur mit Umständen
verbunden und ich war irgendwie des Lebens müde. Doch meine kleine Tochter
brauchte mich, und ich habe die Gedanken schnell beiseitegeschoben. Zum Glück.
Mir gefällt es richtig gut, wie sich Linda um ihren demenzkranken
Nachbarn Hubert kümmert, liebevoll und pragmatisch, mit ganz viel Respekt und
sehr einfühlsam. Um die Erinnerungen von Hubert lebendig zu halten, geht sie zum
Beispiel an verschiedenen Tagen ins Schwimmbad und nimmt die unterschiedlichsten
Geräusche auf. Diese spielt sie ihm nach Bedarf vor. Tauchen die Erinnerungen
wieder auf? Das werde ich hier nicht verraten, dass müsst ihr schon selbst
lesen.
Im Laufe des Buches kann man genau sehen, wie
unterschiedlich die Menschen im Umfeld von Hubert mit der Krankheit umgehen.
Stimmt man den Aussagen des Erkrankten zu, auch wenn es nicht stimmt oder redet
man gegen an. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden.
*Fazit*
Der Bademeister ohne Himmel ist ein Buch, an das ich
bestimmt noch lange denken muss. Es ist einfühlsam und auf eine gewisse Art
sehr besonders.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 4,5 Sterne.
Mein Dank geht an den Rowohlt Verlag, der mir das Gebundene
Buch und an NetGalley und dem Argon Verlag, die mit das Hörbuch als
Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Dies hat meine Meinung nicht
beeinflusst.
Ich habe dieses Buch im Rahmen der Bookolympia 2024, die
Frau Goethe liest ausgerichtet hat, beim Staffellesen gelesen. Die Staffel haben
wir insgesamt mit 4 Bloggerinnen gemeistert. Jede einzelne hat aus ihrem
Abschnitt etwas Besonderes vorgetragen. Schaut einfach mal bei Instagram vorbei.
Außerdem hat jeden von uns eine Rezension auf ihrem Blog
veröffentlicht:
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